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Auf den Spuren der Bergkönige

Es ist kein Ferrari, Maserati, auch kein Porsche. Es ist ein alter BMW, und trotzdem bleiben die Leute stehen, bekommen das Leuchten in den Augen und murmeln ehrfurchtsvolle Sätze wie: „Den hat mein Vater auch mal gehabt“ oder „Der ist aber schön.“


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Schön ist relativ zumindest was die knallige Lackierung in Orange angeht, wie sie in den siebziger Jahren en vogue war. Der 2002 tii wirkt heute gegen einen VW Passat wie ein mickriger Kleinwagen. Aber damals war er mit seinen 130 PS eine Art erschwinglicher Traumwagen. Damals gab es auch noch die legendären Bergrennen. Gerade in Bayern waren sie bis in die achtziger Jahre extrem populär, sind die Leute auf das Rossfeld bei Berchtesgaden, das Sudelfeld bei Bayrischzell, den Wallberg am Tegernsee oder zum Eibsee zu Füßen der Zugspitze gepilgert, wenn die Legenden des Motorsports wie Hans Stuck, Rudolf Caracciola, Gerhard Mitter oder Rolf Stommelen ihre Boliden um die Kurven jagten. Ohne Leitplanken und andere Sicherheitsvorkehrungen. Schauplätze waren natürlich die spektakulärsten Strecken, die die bayerischen Berge zu bieten hatten.


Viele Kurven und viele Höhenmeter. Am Wallberg war es so eng, dass sie extra Tribünen für die Zuschauer bauen mussten. Die Rennen sind bis in die achtziger Jahren allesamt dem Umweltschutz zum Opfer gefallen. Aber sie leben noch. Sie sind Schauplatz populärer Oldtimer Veranstaltungen und sie ziehen im Sommer jedes Wochenende zahllose Besitzer von automobilen Klassikern an. Fahren auf den Spuren der Motorsportlegenden. Egal wieviel PS unter der Haube und wie lange die Tour dauert. Es geht um Gefühle, um das Erleben, wie die betagte Mechanik arbeitet, wie sich der Wagen durch die Kehren kämpft. Alte Autos sind ehrlich, verschweigen fast nichts. Du siehst vor dir eine breite Motorhaube, hörst Motor und Bremsen arbeiten und kämpfst mit der schweren Lenkung.



Stuck mit Austro Daimler gegen Udet mit Flugzeug



Unsere Reise auf den Spuren der großen Bergrennen beginnt an der Zugspitze. Hier war Hans Stuck sen. zuhause, der viele Siege holte. Bereits 1928 gab es die ersten Rennen auf der 2,6 km langen Strecke von Grainau hinauf zum See. Beim Tennisplatz am Ortsrand war früher der Start, dann folgt eine sanfte Bergaufpassage über eine Wiese mit bestem Zugspitzblick, danach die Dreifaltigkeitskurve, eine S-Kombination durch den Wald. Rechts steht die uralte Christlhütte am Straßenrand. Nach einer weiteren S-Kurve kommt man zum höchsten Punkt der Strecke. Nach einer kurzen Bergabpassage, wo rechts die Zufahrt zur Zugspitzbahn abzweigt, ist der einstige Zielbereich erreicht. Kurz danach ist die öffentliche Straße vor dem Hotel Eibsee zu Ende. 1929 trat Hans Stuck auf dem zugefrorenen Eibsee in seinem Austro-Daimler gegen den legendären Piloten Ernst Udet zu einem Vergleich Auto gegen Flugzeug an. Gewonnen hatte Stuck. Solche Wettkämpfe wären heute natürlich nicht denkbar.


Von Grainau folgen wir der Deutschen Alpenstraße ostwärts über Krün und den Walchensee mit einem Abstecher zum Kesselberg, der mit seinen engen Serpentinen über dem Kochelsee von 1905 bis 1935 Schauplatz spektakulärer Auto- und Motorradrennen war. Für de Fahrt durch die bayerischen Berge ist der orangefarbene BMW ein perfekter Begleiter. Bewundernde Blicke begleiten uns auf dem Weg durch das obere Isartal, wo wir im nostalgischen Gasthaus Post in Vorderriß standesgemäß einkehren. Hier hat Ludwig Thoma seine Jugend verbracht und Ludwig II. gerne im Forsthaus logiert. Nächste Station ist der Tegernsee mit dem Wallberg. Von 1959 bis 1989 rasten sie mit den Boliden den Berg hinauf. Bei der Fahrt von der Talstation der Seilbahn südlich von Rottach-Egern auf der mautpflichtigen und vier Kilometer langen Panoramastraße bis zum Parkplatz Wallbergmoos auf 1116 m Höhe kann man nachvollziehen, wie eng es damals zuging. Für die Rennen mussten extra Plattformen für die Steilkurven gebaut werden. Unterwegs hat man auch einen erstklassigen Blick auf den Tegernsee. Nur Parkplätze gibt auf der kurvenreichen Piste kaum.



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Vom Tegernsee geht unsere Tour weiter mit vielen Kurven bergauf und bergab über das Sudelfeld, wo ebenfalls spektakuläre Rennen zwischen Bayrischzell und Oberem Sudelfeld ausgetragen wurden, hinunter ins Inntal und weiter westwärts. Nach dem Samerberg folgen wir der Alpenstraße bis ins Berchtesgadener Land, gönnen uns beim Auzinger, einem bayerischen Bilderbuchwirtshaus am Hintersee, den obligatorischen Schweinsbraten. Nun sind es noch wenige Kilometer bis zum berühmten Rossfeld.



Von 1925 bis 1977 gab es die Bergrennen auf dem Rossfeld. Hier waren sie alle. Hier kämpften auch Goggos und Messerschmitt um den Klassensieg. Ganz vorne waren die Porsche Bergspyder und Ferraris, die mit extremem Leistungsgewicht und High Speed um die Kurven flitzten und Durchschnittstempi um die 120 km/h erreichten. Bergauf wohlgemerkt. Nach den Kehren im dunklen Bergwald bietet das Rossfeld oben am Ahornkaser spektakuläre Aussichten auf Salzburg und den Rupertiwinkel. Die Rennfahrer hatten dafür keinen Augen. Sie fürchteten die steilen Abhänge und mussten sich auf die enge Straße ohne Leitplanken konzentrieren. Der Rossfeld ist auch heute ein Klassiker. Im Herbst pilgern die Fans zum „Internationalen Edelweiß Bergpreis Rossfeld Berchtesgaden“. Und nur wenige Kilometer entfernt drüben bei den Salzburger Nachbarn gibt es noch den Gaisberg, ebenfalls eine berühmte Strecke großer Bergrennen und heute Schauplatz eines hochkarätigen Klassikevents. Der knapp 1300 Meter hohe Hausberg der Salzburger ist auch ein beliebtes Ziel für Ausflüge mit Auto, Bus oder Fahrrad. Die herrliche Aussicht lohnt den Weg hinauf in jedem Fall.




Übernachten


• Hotel Das Tegernsee

in Traumlage am Hochufer des Tegernsee. Spa, Wellness und Tiefgarage.


• Hotel Edelweiss

in Berchtesgaden Zentrale Lage, große Tiefgarage, sehenswerter Pool im Dachgeschoss.




Einkehrtipps


• Gasthof Post in Vorderriss

beliebtes uriges Wirtshaus mit Historie im oberen Isartal.


• Schwingshackl Esskulur

Gourmetrestaurant nördlich von Bad Tölz direkt am Isarufer.


• Gasthof Alpenrose, Samerberg

Gediegenes bayerisches Gasthaus auf dem idyllischen Samerberg neben der Kirche in Grainbach.


• Gasthaus Auzinger in Ramsau

Wirtshausklassiker am malerischen Hintersee, gute regionale Küche.

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