Großes Kino in den Dolomiten
- christophhoerfurte
- 20. Aug. 2023
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Juni 2024
Ein Klassiker für Liebhaber von Bergstraßen und spektakulären Panoramen. Von einem berühmten Pass zum nächsten von Bozen bis Cortina d`Ampezzo vorbei an großen Dolomitengipfeln. Und dazu ein kulinarischer Streifzug durch Südtirol und Italien.

Keine Frage, diese Tour ist einzigartig und spektakulär. Von Bozen quer durch die Dolomiten bis Cortina d'Ampezzo. Großartige Gipfel, grandiose Täler und berühmte Bergdörfer. Mann kann sie locker an einem Tag fahren. Aber wirklich genussvoll ist es, sich mehrere Pausen zu gönnen und das zum Beispiel auf ein Wochenende zu verteilen. Entstanden ist diese großartige Strecke vor mehr als 120 Jahren.
Ende des 19. Jahrhunderts wollte man eine Straße quer durch die Dolomiten zu Ehren des Kaisers bauen. Damals waren die Dolomiten noch unter der Herrschaft des österreichisch-ungarischen Kaiserreichs. Und zwar sollte die Strecke von Bozen bis Cortina anlässlich des 50-jährigen Thronjubiläums von Kaiser Franz Joseph eröffnet werden. Doch aus dem angestrebten Eröffnungstermin 1898 wurde nichts.
Bis 1909 sollte es dauern, dass die Straße fertig wurde. Zu groß war der Arbeitsaufwand auf den Wegen über die Pässe. Mit diesem Mammutprojekt sollten auch die Berge für den aufstrebenden Tourismus leichter erreichbar werden. Allerdings war mit dem bald folgenden Kriegsausbruch vorerst Schluss. Aber langfristig war die Straße natürlich sinnvoll. Heute gehört sie zu den beliebtesten und schönsten Routen in den Alpen.
Sie führt in Ost-West-Richtung durch die Berge auf einer Länge von 110 Kilometern, passiert dabei drei italienische Provinzen Bozen, Trient und Belluno und damit auch die drei Regionen Südtirol Trentino und Veneto.
Die drei Pässe Karerpass, Pordoijoch und Falzarego sorgen für viel Kurven und Höhenmeter und reichlich Abwechslung. Aber schließlich fährt man durch die Dolomiten, und da ist es ganz normal dass man kurvenreich und mit größeren Höhenunterschiede unterwegs ist.

Die Fahrt beginnt gleich ziemlich alpin. Doch zuerst heißt es, aus der Stadt Bozen raus zu kommen. Dazu fährt man vom Bahnhof auf der Brennerstraße nordwärts, vorbei an der Seilbahn hinauf zum Ritten und dann weiter über den Fluss Eisack bis zu einem Kreisverkehr. Nun folgt man rechts der Staatsstraße 241 hinein ins Eggental Richtung Welschnofen und Karerpass. Die Straße wird bald von steilen Felswänden eingerahmt, passiert man längere Tunnels und fährt weiter bergauf. Erste Ortschaft ist Birchabruck, wo sich die Straße gabelt und man sich links Richtung Welschnofen hält. Nach weiteren vier Kilometern ist Welschnofen erreicht, wo die Straße ein paar enge Kurven absolviert, dann rechts Kurs Richtung Karerpass nimmt.
Nach dem Hotel Adler folgt eine längere Passage durch den Wald, bei der man kurz vor dem Pass rechts unten den dunklen Karersee sehen kann. Bald kommen die ersten Häuser und man sieht links neben der Straße das altehrwürdige Grandhotel Karersee. Ein historisches Hotel mit einem herrlichen Speisesaal und Hallenbad, wo schon Winston Churchill und Agatha Christie logiert haben, das heute aber ein Timesharing Gebäude mit vielen verschiedenen Eigentümern ist.
Kurz danach geht es vorbei an Skiliften und über die Grenze zum Trentino und hinunter ins Val di Fassa. Die Straße schlängelt sich vorbei am mächtigen Rosengartenmassiv und erreicht unten im Tal die Ortschaft Vigo di Fassa.
Viele Kurven und große Gipfel
Das Fassatal führt nun in östlicher Richtung weiter, streift dabei berühmte Dolomitengipfel wie das Sellamassiv links und die Marmolada rechts. Am Ende des Tals passiert man auf der gut ausgebauten und fast flachen Straße die bekannten Urlaubsorte Campitello und Canazei. In Canazei biegt man nun links ab Richtung Sellajoch, fährt mit einigen Kurven weiter bergauf und folgt bald rechts der Straße Richtung Pordoijoch weiter nach Osten. Auf dieser Fahrt kreuzen wir das weitläufige Skigebiet rund um Canazei und Pordoi bis Arabba. Das Pordoijoch ist mit 2239 Metern der höchste Punkt auf dieser Fahrt, bietet entsprechend schöne Aussichten Richtung Marmolada, Sella und Tofana. Man könnte oben auf dem Pass auch einen Abstecher weiter nach oben mit der Seilbahn hinauf zum Pordoi machen. Danach bringt uns die Reise wieder bergab. Nächste Zwischenstation ist nach rund neun kurvenreichen Kilometern der kleine Skiort Arabba mit mehreren Seilbahnen hinauf zur Porta Vescovo, hinter der sich das Marmoladamassiv versteckt.
Mittlerweile sind wir vom Trentino ins Veneto gewechselt. Die Fahrt verläuft nun zielstrebig nach Osten bis Livinallungo, macht dann einen Bogen links und allmählich mit etlichen Kurven hin auf zum Falzaregopass. Wir umfahren dabei den Col di Lana, der im Ersten Weltkrieg Schauplatz dramatischer und verlustreicher Schlachten war, von den kämpfenden Truppen umfangreich untertunnelt worden ist. Daran erinnern diverse Gedenkstätten und Soldatenfriedhöfe sowie eine Kapelle auf dem Gipfel. Auch der Gipfel des Lagazuoi oben auf der Passhöhe war ein historischer Kriegsschauplatz, und es führt auch eine Seilbahn hinauf zum Gipfel. Die Aussicht dort oben ist grandios. Man könnte den Ausflug mit einer Einkehr im Rifugio verbinden. Im Winter führt eine der schönsten Skiabfahrten in den ´Dolomiten auf der Rückseite hinunter nach Alta Badia.
Pässe folgen nun keine mehr auf dem letzten Abschnitt nach Cortina d`Ampezzo. Dafür geht es auf der gut ausgebauten Straße vorbei an einer bezaubernden Berglandschaft. Links baut sich die Tofana auf. Rechts sieht man die bizarren Felsmonumente der Cinque Torri und rechts im Hintergrund baut sich die mächtige Civetta auf. Kurz vor Cortina d`Ampezzo in Pocol kommen noch einmal einige abschließende Serpentinen, dann rollt man entspannt hinein ins Zentrum und ist am Ziel.
Start: Bozen
Ziel: Cortina d`Ampezzo
Länge: 110 Kilometer
Fahrtzeit: drei Stunden
Übernachten
Hotel Magdalenerhof, Bozen
Klassisches Viersternehotel am Stadtrand von Bozen im Ortsteil St. Magdalena inmitten der Weingärten. Mit Garageplätzen.
www.magdalenerhof.it
Rosapetra Spa Resort, Cortina d`Ampezzo
Das Fünfsterne-Wellnesshotel liegt etwas außerhalb südlich von Cortina d´Ampezzo im Grünen. Mit Tiefgarage.
www.rosapetracortina.it
Einkehren
Gasthaus Vögele
Der Südtiroler Wirtshausklassiker mitten in Bozen beim Obstmarkt. Parken kann man im Parkhaus am Waltherplatz.
Malga Panna, Moena
Ein paar Kilometer abseits der Route versteckt sich das renommierte Gourmetrestaurant oberhalb des Dorfzentrums. Wer die Kurven hinauf absolviert hat, kann sich mit einer feinen regionalen Küche belohnen.
Caseificio Sociale Val di Fassa, Pera
Direkt an der Straße ist die modern gestaltete Käserei mit vielseitigen Angebot an Käse und and anderen regionalen Produkten.
www.formaggidimontagna.com
Ristorante Al Forte, Pezzei bei Arabba
Ein ungewöhnliches Haus ist das Restaurant in dem Festungshotel Al Forte direkt an der Straße rechts. Ein ehemaliges österreichische Festung aus dem Ersten Weltkrieg beherbergt heute das Hotel. Klassische Küche, Parkplätze vor dem Haus.
www.alforte.com
Ristorante Tivoli, Cortina d`Ampezzo
Wer fein speisen will, sich aber nicht die Parkplatzsuche im meist recht gut besuchten Zentrum von Cortina d`Ampezzo antun will, hat mit dem Ristorante Ticoli kurz vor der Stadt direkt an der Passstraße eine gute Alternative. Kreative, mit einem Michelinstern ausgezeichnete Küche in einem typischen Landhaus mit elegantem Ambiente.
Ristorante Cianzia, Borca di Cadore
Ein paar Kilometer südlich von Cortina d`Ampezzo kombiniert das Lokal sympathisch rustikales Ambiente mit einer vorzüglichen Slow Food Küche mit regionalen Gerichten und ebensolchen Zutaten.
Tel.0039 0435 482119
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